Unterrichtseinheit Essstörungen

Bei der Prävention von Essstörungen spielt es eine wichtige Rolle, die Schüler darin zu unterstützen, das herrschende Schönheitsideal und die Darstellungen in den Medien bewusst zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Im Folgenden finden Sie drei Vorschläge für die Arbeit mit der Klasse im Vorfeld des Workshops.

 

 

Sofern es die Ressourcen erlauben, wäre eine Aufteilung der Klasse in zwei kleinere Gruppen, ggf. auch nach Geschlechtern, für die Übungen förderlich, da es im kleineren Rahmen in der Regel leichter fällt, sich zu öffnen. 

1. Mein Bild von Schönheit

Material

Ausreichende Anzahl an Postkarten oder Bildern, auf denen verschiedene Frauen (unbekannte Menschen, wie auch bekannte Sportlerinnen, Filmschauspielerinnen, Sängerinnen etc.) abgebildet sind.

 

Zeit

ca. 20 Minuten

 

Ziele/ Inhalte

Sich der eigenen Vorstellung im Hinblick auf das Schönheitsideal bewusstwerden und diese Meinung frei äußern können; Kennenlernen der Meinung anderer; Auseinandersetzung mit dem gängigen Schönheitsideal

 

Beschreibung

Die Bilder mit den abgebildeten Frauen und Männern werden auf dem Boden ausgelegt. Die Schüler*innen werden aufgefordert, sich die Bilder in Ruhe anzuschauen und jeweils eines, das ihnen zusagt, auszusuchen (oder eines auszusuchen, das ihnen nicht zusagt). Wenn alle Schüler*innen sich für ein Bild entschieden haben, setzen sich alle wieder in den Stuhlkreis und stellen das von ihnen gewählte Bild vor. Die Schüler*innen müssen hierbei beschreiben, aus welchem Grund sie sich für dieses Bild entschieden haben.

2. „Mein Body – was kommt für mich in Frage?“

Material

Für jeden Schüler drei Karten (rot – gelb – grün), die für folgende Bewertung stehen: „Geht gar nicht!“, „Vielleicht?!“ und „Finde ich toll!“; Plakat mit untenstehenden Begriffen.

 

Zeit

ca. 30 Minuten

 

Ziele/Inhalte

Bewusste Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit extremen Meinungen und unterschiedlichen Nuancen zum Thema Bodykult und Schönheitsempfinden.

 

Beschreibung

Eventuell müssen die Begriffe, die auf dem Plakat stehen, vorab erklärt werden. Dies kann in der Gruppe durch die Schüler*innen geschehen. Danach fragt der Lehrer die Schüler*innen „Was kommt für dich in Frage?“ und nennt im Anschluss eines der Stichworte, z.B. Piercings, Schminken etc. Die Schüler*innen drücken ihre Meinung aus, indem sie das für sie zutreffende Kärtchen hochhalten (Geht gar nicht!, Vielleicht?!, Finde ich toll!). Daraufhin kann der Lehrer einzelne Schüler*innen konkret zu ihrer Meinung befragen. Wichtig ist, dass alle Aussagen der Anwesenden akzeptiert und nicht kommentiert werden. Jede Aussage wird angehört und respektiert.

 

Begriffe

Tattoo 

Diäten 

Hochprozentiger Alkohol 

Cannabis 

Fitnessstudio 

Doping 

Hairstyling, Haare färben 

Farbige Kontaktlinsen 

Zigaretten 

Tunnels 

Energy Drinks 

Hautbräuner 

Nahrungsergänzungsmittel/Proteinshakes 

Fasten 

Bier, Wein, Sekt 

Harte Drogen (z.B. Kokain, Ecstasy) 

Extrem-Sport 

Schönheitsoperationen 

Enthaarung/Rasur 

Schminken 

Shisha 

Permanent Make-Up 

Piercings 

Solarium 


3. „In Zeitschriften blättern“

Material

verschiedene Modezeitschriften und Jugendzeitschriften, Smartphones

 

Zeit

ca. 25 Minuten

 

Ziele/ Inhalte

Auseinandersetzung mit den Print-Medien und Entwicklung von Medienkompetenz

 

Beschreibung

Die Schüler*innen nehmen sich fünfzehn Minuten Zeit und blättern die vorhandenen Zeitschriften mit der Bitte durch, sich die abgebildeten Menschen anzuschauen und sich ein Bild über sie zu machen. Außerdem werden verschiedene bekannte Influencer*innen aus den Bereichen Fitness/ Mode/ Lifestyle in den verschiedenen Social Media Kanälen (Instagram, YouTube) angeschaut (für die Mädels z.B. Pamela Reif, Stefanie Giesinger, Caroline Einhoff, Sophia Thiel, Bianca Claßen/ Bibi’s Beauty Palace, Lola Weippert, Cathy Hummels etc.; für die Jungs: Joey’s Jungle, Luca, Julien Bam, Julienco etc.)

 

Danach wird besprochen, was die Schüler*innen gesehen und erlebt haben - wie haben sie sich gefühlt?

 

Weitere Diskussionspunkte könnten folgende Informationen sein:

 

Nur 30 Minuten in Modezeitschriften zu blättern, schmälert das Selbstbewusstsein von mehr als 80 % aller Frauen (Dr. Susie Orbach, eine führende britische Psychotherapeutin in Eating Disorder Association 2006)

  • Frage: Warum, glaubt ihr, kaufen dennoch so viele Frauen weiterhin diese Zeitschriften?
  • „Fast die Hälfte der Mädchen und ein Fünftel der Jungen im Alter von 15 Jahren empfindet sich als zu dick, obwohl sie normalgewichtig sind. Mehr als die Hälfte der Mädchen hat in diesem Alter bereits Diäterfahrungen gesammelt, jedes vierte Mädchen sogar mehrfach.“ (BZGA 2020)
  • Frage: Sucht nach Gründen, wieso das so sein könnte. Wie ist das in eurem Freundes- und Bekanntenkreis?

 

Die Nutzung dieser Unterrichtsmaterialien im Rahmen des Projekts "Sucht in kleinen Dosen" erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Landratsamts Ludwigsburg. 

 

 © 2020 für die Unterrichtsmaterialien zum Thema "Essstörung" – Frauen für Frauen e.V. Ludwigsburg – Landratsamt Ludwigsburg, Dezernat Gesundheit und Verbraucherschutz