Der Mensch empfindet gewisse Erfahrungen und Verhaltensweisen als angenehm. Dafür verantwortlich sind Botenstoffe des Gehirns, die sogenannten "Neurotransmitter" wie zum Beispiel Dopamin (im Volksmund auch als "Glückshormon" bekannt).
In der Evolution hatten Neurotransmitter die Aufgabe, erfolgreiches Verhalten mit guten Gefühlen zu belohnen und im Gedächtnis zu verankern, so dass der Mensch das erfolgreiche Verhalten gerne wiederholte und so sein Überleben sicherte. Drogen sind Substanzen, die diesen (natürlichen) Botenstoffen chemisch so ähneln, dass dem Gehirn beim Drogenkonsum vorgespielt wird: "Das ist gut und wichtig für dich! Mach es wieder! Das brauchst du zum Überleben!"
Kommen keine Botenstoffe mehr nach lässt die positive Wirkung nach und es folgt oft ein Stimmungstief. Gefühle wie Scham, Hilflosigkeit, Schuld und Traurigkeit stellen sich einen. Man lügt, verheimlicht, isoliert sich,… Gleichzeitig stumpft das Gehirn durch die Überschwemmung mit Botenstoffen während des Konsums ab. Die Folge: man muss immer mehr der Droge konsumieren um das gleiche gute Gefühl zu haben.
Weitere Faktoren spielen eine Rolle:
Manche Menschen denken, die Droge oder das Verhalten wären die Lösung für diese Probleme, da sie eine unbefriedigende oder unerträgliche Situation beziehungsweise Stimmung bessern - scheinbar. Doch die Wirkung lässt nach, "Ernüchterung" macht sich breit. Nun ist der Wunsch nach Besserung größer als vorher, das Verlangen nach der Droge steigt von Mal zu Mal. Ein Teufelskreis beginnt …!
Im Gegensatz zu einer Drogensucht, die eine stoffgebundene Sucht ist, werden bei einer Verhaltenssucht dem Gehirn keine neurotransmitterähnlichen Stoffe von außen zugeführt.
Durch bestimmtes Verhalten (spielen, kaufen, essen, …) schüttet der Körper selber diese Botenstoffe aus. Bei Tätigkeiten im Internet beispielsweise wird dem Gehirn durch ein Level-Up oder ein Like für ein Foto ein "erfolgreiches Verhalten für's Überleben" vorgespielt. Auch hier findet Abstumpfung statt was bedeutet, dass der User mehr spielen oder zwanghaft Fotos posten muss.
Es gibt körperliche Folgen wie Schädigung des Nervensystems, Herzschäden, Nierenversagen, Zerstörung der Lungen und viele weitere mehr.
Daneben gibt es soziale Folgen:
Das Wort 'Sucht' kommt nicht von "suchen", sondern von "siech", also "krank". Sucht als ein schleichender Prozess ist nichts anderes als ein "Dahinsiechen".
Niemand wird plötzlich süchtig, Abhängigkeit entwickelt sich nach und nach. Meist fängt die Sucht harmlos an: es wird die Wirkungen einer Droge oder eines bestimmten Verhaltens genutzt um Entspannung zu finden, lockerer zu sein, ein Erfolgserlebnis zu haben. Fachleute beschreiben eine Suchtkarriere so: erst Gebrauch, dann Missbrauch, dann Gewohnheit und schließlich Sucht.
Letztendlich kann nur ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin feststellen ob jemand süchtig ist. Hierzu prüft er/sie:
Werden drei dieser Fragen für die letzten 12 Monate mit "Ja" beantwortet spricht man von Sucht.
Jeder und jede kann sich beraten lassen, auch Kinder und Jugendliche. Wo du dich hinwenden kannst haben wir unten für dich aufgeschrieben. Die Beratung ist bei all diesen Stellen kostenlos, du muss NICHTS dafür bezahlen. Und du kannst dich anonym beraten lassen. Das heißt, du musst weder deinen Namen noch sonst etwas von dir preisgeben.
Übrigens: alle Mitarbeitenden der genannten Stellen stehen unter Schweigepflicht. Das heißt, sie dürfen nichts von dem, was du mit ihnen besprichst, an Dritte weitergeben. Auch deinen Eltern darf nichts von dem Gespräch verraten werden.
Du darfst gerne eine Freundin oder einen Freund zum Gespräch mitbringen. Die Kontaktdaten und weitere Informationen findest du auf der Seite Kontakt & Hilfe und auf den einzelnen Themenseiten.